Der Fielmann-Ratgeber:

Fehlsichtigkeit bei Kindern

Vom ersten Augenaufschlag an erkunden wir die Welt mit unseren Augen. Unser Sehsinn liefert unserem Gehirn viele wichtige Informationen und Impulse, die das Leben so viel bunter und einfacher machen. Auch Kinder können von einer Fehlsichtigkeit betroffen sein. Werden sie im Kleinkindalter rechtzeitig erkannt und behandelt, besteht die Chance, dass sie sich vollständig zurückbildet. Doch für Eltern ist es nicht immer leicht, eine Fehlsichtigkeit bei Kindern zu erkennen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt und ein Sehtest für Kinder können helfen, eine Fehlsichtigkeit bei Kindern frühzeitig zu erkennen. In diesem Beitrag erfährst du, wie sich Sehstörungen bei Kindern erkennen lassen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Auf einen Blick:

  • Viele Kinder sind von einer Fehlsichtigkeit betroffen, da die Augen noch nicht vollständig entwickelt sind.

  • Beginnt die Behandlung der Fehlsichtigkeit im Kindesalter, so können viele Beschwerden gänzlich gelindert werden.

  • Mitunter können Brillen oder Kontaktlinsen helfen die Fehlsichtigkeit bei Kindern zu korrigieren.

  • Kinder halten ihre Sehschwäche für normal, da sie keinen Vergleich haben – es ist daher besonders wichtig, dass Eltern auf mögliche Symptome achten.

  • Je früher die Behandlung der Fehlsichtigkeit bei Kindern beginnt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie vollständig gelindert werden können.

Fehlsichtigkeit bei Kindern: Symptome und Erkennungsmerkmale

Es ist gar nicht so leicht, eine Fehlsichtigkeit bei Kindern zu erkennen. Oftmals merken Kinder selbst nicht, dass sie schlecht sehen. Sie kennen es ganz einfach nicht anders – ganz im Gegensatz zu Erwachsenen, die im Laufe ihres Lebens eine Fehlsichtigkeit entwickeln. Zusätzlich erschweren die Anpassungsfähigkeit der Kinder und die Tatsache, dass sie ihre optischen Schwächen durch bestimmte Mechanismen ausgleichen können, die Erkennung einer Fehlsichtigkeit.

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird dich dein Kind also nicht selbst darauf aufmerksam machen, dass es schlecht sieht. Einige Symptome können jedoch erste Hinweise liefern. Und auch wenn das Kind keinerlei Auffälligkeiten zeigt, ist es wichtig, alle Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Dabei wird auch das Sehvermögen kontrolliert. Liegt ein familiär bedingtes Risiko für eine Fehlsichtigkeit vor, sollte das Kind so früh wie möglich einem Augenarzt vorgestellt werden.

Schielen

Eines der eindeutigsten Symptome ist das Schielen, das bei Kindern häufig auftritt. Babys neigen mitunter auch ohne Fehlsichtigkeit zum Schielen – sie erkunden die Welt und haben ihre Augenmuskulatur noch nicht vollständig unter Kontrolle. Bei Kindern, die älter als sechs Monate sind, sollte das Schielen jedoch augenärztlich abgeklärt werden, wenn es länger als einige Sekunden anhält.

Bei Kleinkindern gibt es das sogenannte Pseudo-Schielen. Dabei sehen die Augen der Kinder nur so aus, als ob sie schielen würden, während eigentlich die breite, flache Nase oder eine Hautfalte am inneren Augenlid diesen Effekt hervorruft. Wenn das Kind wächst und sich das Gesicht verändert, verschwindet auch das Pseudo-Schielen.

Häufiges Blinzeln und zusammengekniffene Augen

Durch das Blinzeln versuchen Kinder, ihre Augen „scharf zu stellen“ – häufiges Blinzeln ist also ein Symptom, das bei einer Fehlsichtigkeit auftreten kann. Auch zusammengekniffene Augen, vor allem beim fokussierten Blick in die Ferne, können möglicherweise auf eine Fehlsichtigkeit hindeuten.

An den Augen reiben

Das menschliche Auge versucht eine Fehlsichtigkeit bestmöglich auszugleichen – und das ist anstrengend. Reiben Kinder vermehrt an den Augen, könnte dies auf eine Erschöpfung der Augen hindeuten, die auf eine Fehlsichtigkeit zurückzuführen ist. Aber auch andere Erkrankungen kommen hier in Frage, darunter auch Infektionskrankheiten am Auge, sodass das Verhalten des Kindes augenärztlich abgeklärt werden sollte.

Kopfschiefhaltung

Hält das Kind seinen Kopf ständig schräg oder verdreht es ihn beim Blick auf ein bestimmtes Objekt in eine merkwürdige Richtung, kann dies ein Symptom für die Fehlsichtigkeit beim Kind sein. Hier kommt vor allem die Schwachsichtigkeit beim Kind in Frage, die weit verbreitet ist. Dabei sieht ein Auge erheblich schlechter als das andere Auge, wobei das Kind automatisch versucht, mit dem stärkeren Auge die Sehschwäche auszugleichen und dadurch in eine Kopfschiefhaltung gerät.

Häufiges Stolpern

Fällt das Kind überdurchschnittlich oft hin oder stolpert über Gegenstände, so kann eine Fehlsichtigkeit die Ursache dafür sein. Mitunter werden Hindernisse einfach optisch nicht erkannt oder die Fehlsichtigkeit wirkt sich negativ auf den Gleichgewichtssinn aus.

Äußere Auffälligkeiten der Augen

So manche Fehlsichtigkeit bei Kindern kann auch von außen erkannt werden. Zusätzlich können Augenzittern und Veränderungen an den Lidrändern ein Hinweis auf eine Erkrankung am Auge sein, die auch mit einer Fehlsichtigkeit einhergeht. In all diesen Fällen sollte ein Augenarzt aufgesucht werden, um die Beschwerden abklären zu lassen.

Kopfschmerzen

Der kontinuierliche Versuch des Gehirns, die Fehlsichtigkeit beim Kind auszugleichen, führt in vielen Fällen zu Kopfschmerzen. Ein Kind, das über solche Schmerzen klagt, sollte daher auch auf eine Fehlsichtigkeit hin untersucht werden.

Verhaltensänderungen

Bei älteren Kindern lässt sich die Fehlsichtigkeit manchmal nur am veränderten Verhalten feststellen. So neigen die Kinder dazu, plötzlich weniger Freude beim Malen oder Basteln zu haben oder gehen ihren Hobbys nicht mehr gerne nach. Auch Lernschwierigkeiten in der Schule können auftreten, mitunter begleitet von Konzentrationsproblemen. Rasche Ermüdungserscheinungen, insbesondere die Augen betreffend, sind ebenfalls ein mögliches Symptom für die Fehlsichtigkeit bei Kindern.

Übersicht: Diese Fehlsichtigkeit bei Kindern gibt es

Wenn das Kind plötzlich eines oder gleich mehrere der oben genannten Symptome aufweist, kann dies mitunter auf eine Fehlsichtigkeit zurückzuführen sein.

Weitsichtigkeit (Hyperopie) bei Kindern

Kinder, die von einer Weitsichtigkeit betroffen sind, sehen in der Ferne scharf, in der Nähe jedoch verschwommen. Die Weitsichtigkeit geht auf einen zu kurzen Augapfel zurück. Insbesondere Kinder bis zum achten Lebensjahr sind von dieser Form der Fehlsichtigkeit häufig betroffen, da sich der Augapfel noch im Wachstum befindet. Dementsprechend lässt sie in vielen Fällen mit der Zeit von allein nach. Trotzdem sollte sie, solange der Augapfel nicht vollständig entwickelt ist, durch eine Brille korrigiert werden.

Innerhalb des ersten Lebensjahrs ist eine Korrektur über die Brille noch nicht nötig. Beträgt die Weitsichtigkeit nach dem ersten Lebensjahr immer noch mehr als drei Dioptrien, ist eine Brille notwendig. Auch wenn die Sehstärke der Augen einen Unterschied von mehr als eine Dioptrie aufweist, sollte die Fehlsichtigkeit mit einer Brille korrigiert werden. Andernfalls würde die Ungleichsichtigkeit dazu führen, dass sich die Sehfähigkeit des besseren Auges schärft und das schwächere Auge weiter verkümmert.

Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern

Kinder, die von einer Kurzsichtigkeit betroffen sind, sehen in der näheren Umgebung scharf und in der Ferne verschwommen. Die Ursache liegt hier in einem zu langen Augapfel. In den letzten Jahren und Jahrzehnten haben die Fälle von Kurzsichtigkeit bei Kindern stark zugenommen, was vermutlich auf die vermehrte Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern zurückzuführen ist. Es ist daher wichtig, dass Kinder dazu angeregt werden, möglichst draußen aktiv zu sein – der Blick in die Ferne stärkt das Sehvermögen.

Allerdings lässt sich auch die Kurzsichtigkeit bei Kindern korrigieren. Hier gibt es spezielle Kontaktlinsen, die vor allem nachts getragen werden und die dem Längenwachstum des Augapfels entgegenwirken.

Ist die Kurzsichtigkeit bei Kindern schon stark ausgeprägt, sollten sie beim Spielen im Außenbereich unbedingt eine Brille tragen, da sonst die Gefahr von Unfällen deutlich erhöht ist. Autos oder Personen können auf weite Entfernungen nicht klar erkannt werden, sodass auch der Abstand zum Objekt vom Kind nur schwer eingeschätzt werden kann.

Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) bei Kindern

Eine Hornhautverkrümmung ist in der Regel angeboren und verändert sich im Laufe des Lebens kaum. Sie sorgt für unscharfes Sehen in der Nähe und in der Ferne und schränkt die Sicht daher vielfach ein. Starke Hornhautverkrümmungen müssen mit einer Brille korrigiert werden, um scharfes Sehen überhaupt zu ermöglichen. Hier bieten sich spezielle Kinderbrillen an, die auf die individuellen Sehwerte abgestimmt werden.

Schielen (Strabismus) bei Kindern

Bei Kindern ist die Fähigkeit, beide Augen gemeinsam auf einen Punkt fixieren zu können, noch nicht vollständig ausgeprägt. Im Laufe der Zeit kann es so zu einem Strabismus kommen, der auch als Schielen bekannt ist. Entweder schaut dabei immer das gleiche Auge daneben oder beide Augen wechseln abwechselnd den Fokus. So kommt es zur Entstehung von Doppelbildern, die die Augen und das Gehirn belasten. In der Folge fokussiert sich das Gehirn auf das fixierende, schärfere Auge, während das schielende Auge „ausgeschaltet“ wird, um die Überlastung zu vermeiden. Das schwächere Auge verkümmert also weiter, während das stärkere Auge bevorzugt wird. So kann sich auf dem schwächeren Auge die Sehschärfe nicht vollends entwickeln und es kommt zu einer dauerhaften Sehschwäche. Deshalb ist es hier besonders wichtig, frühzeitig mit der Behandlung zu beginnen. Dazu nutzen Augenärzte spezielle Brillen, aber auch das vorübergehende Abdecken des stärkeren Auges kann die Entwicklung des schwächeren Auges fördern.

Neurologische Sehstörungen bei Kindern

Neurologisch bedingte Sehstörungen können ebenfalls zu einer Fehlsichtigkeit bei Kindern führen. Sie sind deutlich seltener als einfache Fehlentwicklungen am Auge, sollten aber dennoch überprüft werden, wenn die Ursache der Fehlsichtigkeit durch Sehtests allein nicht ausfindig zu machen ist.

Zu den häufigsten Symptomen einer neurologischen Sehstörung bei Kindern gehören Doppelbilder, Sehverlust, herunterhängende Augenlider, Störungen der Pupille und Gesichtsfeldausfälle. Oft bemerken Eltern die Symptome bei ihren Kindern nicht sofort, da die Kinder die Sehprobleme nicht als solche erkennen und kommunizieren.

Insbesondere das Sehen von Doppelbildern geht häufig auf eine neurologische Sehstörung zurück. Eine interdisziplinäre Abklärung der Fehlsichtigkeit bei Kindern ist daher wichtig, wenn sich keine Ursache unmittelbar am Auge erkennen lässt.

So entwickelt sich das Sehvermögen bei Kindern

Bei der Geburt

Babys können schon unmittelbar nach der Geburt sehen, allerdings noch sehr verschwommen.

Mit 9 Monaten

Mit etwa neun Monaten können schon Objekte auf etwa zweieinhalb Metern Entfernung "scharf" erkannt werden.

Mit 7 Jahren

Mit etwa sieben Jahren ist das Sehvermögen schließlich vollständig ausgebildet.

Früherkennung und gezielte Behandlung für die optimale Sehentwicklung

Schon im Kleinkindalter sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt und das Bestimmen der aktuellen Sehwerte durch einen Augenoptiker wichtig, um eine Fehlsichtigkeit bei Kindern frühzeitig erkennen zu können. Viele Sehschwächen, die im frühen Kindesalter erkannt und behandelt werden, lassen sich so vollständig korrigieren. Mitunter können Brillen oder Kontaktlinsen zusätzlich bei der Korrektur unterstützen.

Im Rahmen der gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt, den sogenannten U-Untersuchungen, wird auch der Sehsinn dreimal überprüft:

  • Im Rahmen der U5, die zwischen dem 6. und 7. Lebensmonat stattfindet,

  • bei der U8, die im Alter zwischen 3,5 und 4 Jahren stattfindet und

  • bei der U9, die vor dem Schulbeginn mit 5 Jahren durchgeführt wird.

Sollten unabhängig von den gesetzlichen Untersuchungen des Kindes Symptome auftreten, die auf eine Fehlsichtigkeit hindeuten, können Eltern aber auch unabhängig von den gesetzlich empfohlenen Untersuchungen einen Kontrolltermin beim Augenarzt vereinbaren oder einen Sehtest für Kinder beim Optiker in Anspruch nehmen.

Was können Eltern tun, um die Augengesundheit ihrer Kinder zu stärken?

Es gibt viele praktische Tipps für den Alltag, mit denen sich die Augengesundheit der Kinder stärken und fördern lässt. Ein besonders wichtiger Faktor ist dabei das Tageslicht: Kinder sollten möglichst jeden Tag viel Zeit im hellen Tageslicht verbringen – optimal sind mindestens zwei Stunden pro Tag, die das Kind draußen spielt. Dabei ist auch der regelmäßige Blick in die Ferne wichtig, damit sich die Augen optimal entwickeln können.

Meist lassen sich Kinder jedoch nicht gänzlich von Bildschirmen fernhalten. Achte also zumindest darauf, dass das Kind einen möglichst großen Abstand zum Bildschirm hält. Mindestens 30 bis 40 cm Leseabstand sind empfehlenswert, um die Augengesundheit nicht zu gefährden. Animiere dein Kind zudem zu regelmäßigen Bildschirmpausen, bei denen auch Zeit für den Blick in die Ferne ist. Durch den regelmäßigen Wechsel zwischen Blick in die Nähe und Blick in die Ferne werden die Augen gut gefördert.

Fehlsichtigkeit erkennen

Die erste Kinderbrille

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